Das „Ende der Welt“ wird wohl an vielen Orten dieser Welt gesehen – ein Ort, der der Definition von einem Ende der Welt wirklich sehr nahe kommt, ist Cabo Froward, der südlichste Kontinentalpunkt des südamerikanischen Kontinents.

Leider oder vielleicht auch zum Glück wird diese wunderschöne Trekkingtour von den meisten Besuchern Patagoniens nicht begangen, liegt sie doch weit ab der touristischen Hauptroute. Zudem eignet sie sich eher für „richtige“ Trekker mit viel Zeit als für Pauschaltouristen, da sie mit fünf Tagen recht lang ist und nicht unter-, sondern nur abgebrochen werden kann. Los geht die Tour am besten Montagmorgen und endet Freitags am Morgen oder am Abend.

Ausgangspunkt für diese Tour ist Punta Arenas. Jeden Freitag und Montag fährt morgens um 07:30 Uhr und abends um 18:00 Uhr (Stand 2008) ein kleiner klappriger Bus vom Busbahnhof in Punta Arenas ab. Die Fahrt dauert ca. eineinhalb Stunden und führt die Küste entlang gen Süden. Unterwegs wird immer wieder Halt gemacht – mal um den wenigen Bewohnern entlang der südlichsten Kontinentalstraße der Welt ihren Wocheneinkauf zu bringen oder die leere Gasflasche gegen eine volle auszutauschen. Kurz hinter Rio San Juan macht der Bus dann einfach kehrt und lässt die letzten Fahrgäste aussteigen.

Ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter, immer weiter in die patagonische Wildnis. Wer auf der Fahrt noch nicht das Glück hatte, kann ab jetzt fest damit rechnen, gelegentlich von kleinen Delfinschulen begleitet zu werden, die vor den Tangwäldern jagen und spielen.

Von nun an gilt es, dem unberechenbaren Wetter Patagoniens zu strotzen und sich insgesamt ca. 80 Kilometer hin und zurück stellenweise regelrecht durchzukämpfen. Der Trail verläuft die meiste Zeit am Strand bzw. auf den Felsen entlang, nur gelegentlich macht er einen Abstecher ins Hinterland, wenn die Küstenlinie ein Wandern am Ufer nicht erlaubt. Diese Abzweige sind stets mit kleinen farbigen Wimpeln markiert, die zudem ca. alle zehn Meter auffällig an kleinen Bäumen/ Ästen befestigt sind. Im Hinterland heißt es stellenweise über Bäume zu klettern, sich an Seilen steile, schlammige Rinnen hochzukämpfen, hüfttiefe Schlammlöcher geschickt zu umgehen oder nach jedem Schritt seine tief eingesunkenen Schuhe aus dem weichen Boden herauszuziehen. Zudem wirst Du noch zwei Flüsse durchwaten, den zweiten sogar brusttief ohne Sicht auf den Grund, sich nur mit ihren nackten Füssen vorantastend und den Rucksack über dem Kopf tragend. DAS ist echtes Trekking!

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Doch für all die Strapazen, die Du hoffentlich ohne Regen durchgemacht hast, wirst Du fürstlich entlohnt, wenn Cabo Froward in Sichtweite kommt. Nach unendlich vielen kleinen und großen Buchten steht am Ende einer Bucht plötzlich eine fünf Meter hohe Felsnadel direkt am Ufer, nur ein wenige Meter breiter Spalt trennt sie vom Felsen.

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Sobald man hier hindurchgeklettert ist, sieht man Cabo Froward direkt vor sich. Es ist nicht so, dass Südamerika einfach an einem kleinen Strand oder ähnlichem endet, Nein, es endet wirklich spektakulär!

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Cabo Froward ist eine hohe Steilküste, die es noch zu erklimmen gilt, davor die stürmische See der Magellanstraße, mit einem atemberaubenden Rundumblick auf tiefe, enge Fjorde, vergletscherte Berge, tief eingeschnittene Täler und dunkelgrünen Küstenregenwald! Dazu immer wieder Albatrosse, Möwen und Riesensturmvögel, die über die Wasseroberfläche segeln. Es ist Natur pur, die Dich hier erwartet, und alle Erwartungen, die Du an Patagonien gestellt hast, werden voll erfüllt. Es wird Dich emotional tief ergreifen, wenn Du da oben stehst und Dir das Ende der Welt in all seiner Kraft und Schönheit regelrecht entgegenbrüllt!

So spektakulär, wie der Kontinent hier endet, so wenig Touristen sind hier unterwegs. Du wirst vermutlich niemanden treffen, so gering ist dieser Trail belaufen. Wen Du aber treffen könntest sind – neben den Delfinen – Seelöwen, Wale, Füchse und mit viel Glück auch einem Puma. Doch mach diese Tour nur mit wirklich guter Trekkingausrüstung! Wasserdichte Kleidung, Essen für mindestens zwei Tage mehr (im Notfall) und Ausdauer sind ein absolutes Muss! Zudem empfehle ich klar ein GPS-Telefon oder mindestens eine Signalpistole.