Die Watzmannüberschreitung ist eine der schönsten, aber auch anstrengendsten Routen der deutschen Alpen. Meist wird sie als Zwei-Drei-Tagestour empfohlen, doch ja – man kann sie auch an einem Tag schaffen!

Hintergrund

Im Hauptartikel habe ich bereits die Route selbst beschrieben. Offiziell ist sie mit 22km, 2.700hm und 14h Gesamtlaufzeit angegeben. Ob es an meiner nicht ganz professionellen TomTom Runner 2 lag, weiß ich nicht, doch am Ende standen nach dieser Tour insgesamt 26,2km, 2.870Hm und 10h 20min auf der Uhr. Das ist wirklich knackig, aber mit einer guten Vorbereitung kannst Du es schaffen.

Die Route faszinierte mich schon einige Jahre, doch die Gesamtlänge, die lange Gratwanderung, der technische Aspekt, die erforderliche Trittsicherheit und die Ganz-oder-gar-nicht bzw. Alles-oder-nichts-Option – davor hatte ich immer Respekt. Die Tour ist nicht ohne und wen mittendrin die Kräfte verlassen, den kann nur die Bergwacht retten. Ein Zwischenabstieg oder eine Abkürzung ist einfach nicht gegeben. Die Tour fordert Dich durch und durch – mental wie körperlich. Doch seit etlichen Monaten bin ich regelmäßig laufen gewesen, habe an Wettläufen teilgenommen, bin längere Mountainbiketouren bis auf 1.500Hm gefahren und bis weit ins Frühjahr noch lange oder sehr frühe, intensive Skitouren gelaufen. Ich fühlte mich also fit und gewappnet für die Tour.

Vorbereitung

Die Tour ging ich Ende Juni, dann, wenn die Tage am längsten sind. Noch im Dunkeln bereitete ich alles vor, damit ich nach hinten raus genug Zeitpuffer hatte. Ich versuchte den Tag so gut es ging durchzuorganisieren (wie gesagt, ich hatte und habe nach wie vor Respekt vor dieser Tour :)): Am Abend zuvor aß ich Unmengen Nudeln, um meine Kohlenhydratspeicher aufzufüllen. Ich ging früh schlafen, um ja nicht übermüdet zu starten. Morgens um 04:15 Uhr nochmal Müsli essen, dazu einige Nektarinen. Im Gepäck nur das Wichtigste: 2,5l Apfelsaftschorle in der Trinkblase, gekochte Eier und Bananen als Eiweiß- bzw. Energiespender. Studentenfutter! Mit dem, was ich an Essen und Trinken dabei hatte, bin ich gut hingekommen. Aber: Keine Gels, keine Riegel, keine isotonischen Getränke, keine Dextrose – das lasse ich bewusst außen vor und reduziert Müll.

Dazu natürlich Klettersteigausrüstung, meine gute, alte Mammut Albaron GTX-Jacke, Handy, Stirnlampe und Erste-Hilfe-Pack. Kleine Flasche Sonnencreme noch in den Rucksack – nun hat man in meinen Augen wirklich alles Wichtige dabei und ist gut gewappnet die Tour.

Wichtig und unabdingbar!

  1. Sag jemandem Bescheid, was Du vor hast! Sollte Dir etwas passieren und Du meldest Dich zu einem vereinbarten Zeitpunkt nicht, kann sie/er Hilfe anfordern.
  2. Und für den Fall, dass was (schlimmeres) passiert: ICE-Nummern vorher speichern, Ausweis und Zettel mit den wichtigsten Daten zu Dir einpacken

Die Tour

Da ich mich eher als Ausdauersportler sehe, machte ich nur wenige Pausen. Nach 700Hm vielleicht 2min an der Wetterstation auf halber Strecke zum Watzmannhaus, 5min am Watzmannhaus selbst. Durch die permanente Bewegung hielt ich meinen Körper warm und „die Maschine am Laufen“. Eine erste längere Pause gönnte ich mir nach fast 2.000Hm am Stück auf dem Hocheck. Die Aussicht ist einfach zu gut! Das Tempo kann man am Grat natürlich nicht mehr aufrechterhalten. Die Klettersteige und der ausgesetzte Pfad sind zu technisch, ein falscher Tritt und die Tour endet mit Glück im Heli. Zudem merkt man auf 2.700m.ü.Nn. einfach die Höhe, vor allem wenn man Sport eher im bayrischen Flachland gewohnt ist.

Die zweite längere Pause machte ich vor dem Abstieg von der Südspitze, denn der ist in meinen Augen der anstrengendste Teil der Tour. Eine kurze Massage zur Lockerung der Oberschenkel, ein letztes Ei, ein großer Schluck Schorle, ein kurzer, motivierender Gedanke an das winkende kühle Blonde unten im Tal und weiter ging‘s. Der Weg lässt nur wenig Spielraum, seinen Schritt zu variieren. Wo es ging, hüpfte ich gegen den Fels, um mich von ihm abzubremsen und die Richtung zu wechseln. Splitt oder Geröll versuchte ich im Gleitschritt zu nehmen, denn eine gewisse Geschwindigkeit gibt Dir einfach Sicherheit in solchem Terrain. Zu langsames Bergabgehen wiederum ist einfach immens kräftezehrend. Die Kletterpassagen oder die mit Stahlketten gesicherten Rinnen machte ich rückwärts – das schont die ausgelaugten Oberschenkel, indem die wenig genutzten Oberarme auch mal was tun durften. Zudem ist es einfach sicherer, da nach über sieben Stunden die Beine ziemlich schwammig wurden und die Knie in den kurzen Pausen leicht zitterten.

Unten im Wimbachtal angekommen verlangsamte ich das Tempo, um dieses fantastische Hochtal zu genießen. Aber der Ausblick auf das kühle Blonde auf der Hütte, das mich von der Südspitze eher herabsprinten ließ, ließen mich wieder etwas schneller laufen. Der Rest könnte gejoggt werden, doch ein Wettbewerb sollte es dann doch nicht werden.

Machen?

Wie gesagt, die Tour ist an einem Tag komplett zu schaffen. Eine gute Vorbereitung sind in meinen Augen jedoch unabdingbar – sowohl was Deine Ausrüstung als auch Deine Fitness angeht. Dafür belohnt Dich die Tour mit einem absoluten Glücksgefühl und mit fantastischen Eindrücken, von denen Du noch lange zehren wirst! Wenn Du also fit bist, trittsicher und gut ausgerüstet und damit gut vorbereitet:

Von mir ganz klar und ehrlich ein „Tu es!“  🙂